Wenn Sie eine neue WordPress-Website erstellen (lassen), dann stellt sich die grundlegende Frage, ob Sie auf einen Pagebuilder wie Divi, Elementor, Avada & Co. setzen, oder ein klassisches Gutenberg Theme verwenden. Die Antwort darauf ist nicht einfach zu finden, da diese Entscheidung neben oftmals erheblichen Kostenunterschieden auch weitreichende Auswirkungen auf die Bedienung und Weiterentwicklung Ihrer WordPress-Website haben. Nachfolgend helfen wir Ihnen dabei, eine fundierte Wahl zu treffen.
Gutenberg ist der hauseigene Seiteneditor von WordPress. In diesem können Sie sich die einzelnen Seiten Ihrer Website modular zusammenbauen. Dabei verwenden Sie einzelne Blöcke, was beispielsweise Text, Bild, Video oder eine Tabelle sein kann. Deshalb nennt man den Gutenberg auch einen Blockeditor. Diese können Sie per Drag-and-Drop in einem visuellen Editor nach belieben arrangieren.
WordPress-Themes sind Designvorlagen für Websites. Das Theme bestimmt also das Look-and-Feel Ihrer Homepage. In Gutenberg geben Sie den Aufbau und die Inhalte vor, welche dann das Theme im korrekten Design darstellt. Zwar können Sie auch in Gutenberg gewisse Gestaltungsmerkmale vorgeben, wie beispielsweise die Textfarbe. Allerdings obliegt die finale Darstellung letzten Endes dem Theme.
Pagebuilder sind gewissermaßen eine Mischung aus Blockeditor und Theme. Der Pagebuider erlaubt deutlich weitreichendere Eingriffe in das Design der Website.
Ein Grundprinzip der Website-Programmierung besagt, dass die Inhalte technisch vom Design zu trennen sind. Das hat den Vorteil, dass Sie über Ihre Inhalte wie Texte, Unterseiten, Bilder etc. jederzeit ein anderes Gewand packen können. Und das ohne die Inhalte verändern zu müssen. Das ist nur möglich, wenn die von Ihren Redakteuren gepflegten Inhalte unabhängig vom darauf angewandten Design gespeichert werden.
Ein Beispiel: Ein Redakteur strukturiert einen Textinhalt und legt einen Satz als Überschrift fest. Im System ist nun gespeichert: Satz X ist eine Überschrift. Wenn nun ein Besucher besagte Unterseite aufruft, kümmert sich WordPress darum, die Überschrift im gewohnten Stil anzuzeigen. Wenn Sie nun diesen globalen Stil ändern, werden alle Überschriften einheitlich und ohne Mehraufwand im neuen Stil angezeigt.
Die Pagebuilder weichen von diesem Grundsatz ab. Zwar gibt es globale Stile, die Sie auf die einzelnen Elemente anwenden können, doch in der Praxis wird häufig jedes Element individuell festgelegt. Zwar kann dadurch nach wie vor jede Überschrift gleich aussehen. Doch wenn in einem späteren Re-Design das Format der Überschriften geändert werden soll, dann muss das im schlimmsten Fall bei jeder einzelnen Überschrift gemacht werden.
Das Hauptversprechen der Page Builder lautet, dass ein Laie ohne Programmierkenntnisse eine Website erstellen kann. Das ist auch wahr, mit allen daraus resultierenden Vor- und Nachteilen.
Was bei Page Buildern häufig passiert: Der Page Builder gibt Ihnen freie Hand bei der Gestaltung jeder einzelnen Überschrift. Sie können das nicht nutzen, doch die Möglichkeit besteht. Und wird unserer Erfahrung nach auch gerne genutzt, vor allem wenn viele Redakteure an Ihrer Website arbeiten.
Die Folge daraus ist, dass das einheitliche Erscheinungsbild Ihrer WordPress-Website leidet. Denn der ursprünglich vom Designer angedachte Stil kann leicht umgangen werden.
Page Builder bieten Unmengen an vordefinierten Designs, Gestaltungselementen und interaktiven Funktionen. In der Regel benötigen Sie davon 90 % nie oder nur auf ausgewählten Seiten. Die Page Builder laden jedoch alle notwendigen Ressourcen auf allen Unterseiten. Das erhöht die Ladezeit Ihrer Website und verschlechtert die Benutzererfahrung, besonders auf mobilen Geräten.
Manche Page Builder möchten dem entgegensteuern, indem sie zusätzliche Plugins empfehlen, welche ungenutzten Code wieder entfernen. Oder die aufgeblähte Programmierung möglichst stark komprimieren. Sparen Sie sich diesen Umweg, indem Sie von vornherein auf eine saubere, schlanke und auf Ihren Anwendungfall passende Gutenberg- und Theme-Programmierung setzen.
Durch die oben genannte, fehlende Trennung von Inhalt und Design kann der Pagebuilder nicht ohne aufwendige Migration aus dem WordPress herausgetrennt und durch eine Alternative oder den Gutenberg ersetzt werden. Um keine Altlasten zurückzulassen, ist meistens ein kompletter Relaunch anzuraten.
Sowohl Gutenberg als auch Pagebuilder sind nicht komplett intuitiv bedienbar. Zu beiden gibt es jedoch jede Menge kostenfreier Anleitungen und How-To-Videos. Der Gutenberg hat die Nase gegenüber den Pagebuildern leicht vorne:
Dieser Nachteil wirkt sich nur in speziellen Anwendungsfällen negativ auf die Website aus. Einige Plugins von WordPress importieren, verarbeiten oder exportieren die Inhalte auf den einzelnen Seiten. Einige Beispiele für diese Plugins:
Die meisten dieser Plugins arbeiten mit dem Standardformat für WordPress-Beiträge. Pagebuilder erzeugen allerdings keine Inhalte in diesem Standardformat, wodurch der Content nicht mehr einlesbar ist. Solange man die erstellten Inhalte ausschließlich im Rahmen der eigenen Website anbieten möchte, stellt dies allerdings keinen echten Nachteil dar.
Pagebuilder sind zu einer Zeit entstanden, als WordPress noch keinen eigenen Blockeditor mit sich brachte. Vor einigen Jahren hatte WordPress lediglich einen rudimentären Texteditor geboten. Besondere Designs und Gestaltungselemente benötigten immer einen Programmierer.
Mit Gutenberg nähert sich WordPress nun der Funktionsweise von Pagebuildern stetig an. WordPress erlaubt den Redakteuren immer mehr Freiheiten und Möglichkeiten darin, eigene Seiten zu gestalten. Die Vision der Entwickler von WordPress sieht zukünftig ein vollständiges Full-Site-Editing vor. Dabei sollen möglichst alle Inhalte ohne Programmierkenntnisse direkt über das Backend von WordPress verwaltbar werden. Das ist genau der Vorteil von Pagebuildern und der Grund, warum diese über Jahre auf dem Vormarsch waren.
Wer also damit rechnet, seine Website langfristig zu betreiben, der wird laufend von den Neuerungen von WordPress profitieren, welche unserer Meinung nach die Pagebuilder Stück für Stück überflüssig machen werden.
Das ist auch der Grund, warum die meisten WordPress-Agenturen stark auf Pagebuilder setzen. Diese bieten oft komplett fertige Websites als Vorlagen an, wodurch Konzeption, Design und Programmierung auf ein Minimum reduziert werden können.
Das kann in Branchen, in denen der Website-Besucher einen gewissen Seitenaufbau erwartet, sehr gut funktionieren. Beispiele hierfür sind Architekten-Websites, Arztpraxis-Websites und Handwerker-Websites. Hier haben sich Strukturen und Inhalte etabliert, die quasi jede dieser Branchen-Websites haben „muss“.
Wenn Sie also keinen großen Wert auf Individualität legen, was abhängig vom Anwendungsfall absolut legitim ist, dann kann eine vorgefertigte Vorlage die richtige und günstigere Entscheidung sein. Natürlich können auch die Vorlagen an Ihr Unternehmensdesign angepasst werden.
Aus dem vorigen Vorteil von Pagebuildern folgt auch direkt ein Nachteil: Wenn Sie eine professionelle Unternehmenswebsite gestalten möchten, die sich stark von der Konkurrenz abhebt, dann kann Sie eine Designvorlage eines Pagebuilders schnell in standardisierte Bahnen lenken. Zwar kann auch mit Pagebuildern ein absolut einzigartiges Design erschaffen werden, allerdings verleiten die Vorlagen dazu, wieder dem allgemeinen Consens zu folgen.
Es gibt Themes, die den Gutenberg Blockeditor von WordPress um einige Funktionen und Gestaltungselmente von Pagebuildern erweitern. Davon raten wir ab, da diese Lösung häufig die Nachteile beider Welten in sich vereint. Sie haben zwar einige Möglichkeiten, die Website ohne Programmierkenntnisse zu verändern. Allerdings reichen diese meistens nicht, um komplett auf Anpassungen im Code verzichten zu können.
Gutenberg & Theme | Pagebuilder | |
---|---|---|
Modularität | ⭐⭐⭐⭐ Inhalt und Design sind größtenteils getrennt | ⭐ Inhalt und Design sind nicht getrennt |
Konsistenz | ⭐⭐⭐⭐⭐ Das Design bleibt einheitlich. | ⭐⭐ Bei unsauberer Pflege wird die Website zunehmend inkonsistent |
Geschwindigkeit | ⭐⭐⭐⭐⭐ Bei sauberer Programmierung ist die Website performat. | ⭐⭐ Die Geschwindigkeit leidet unter der Vielzahl an Funktionen und Komponenten. |
Abhängigkeit | ⭐⭐⭐⭐⭐ Von Gutenberg kann jederzeit zu einem Pagebuilder gewechselt werden | ⭐ En Wechsel gleicht einem Website-Relaunch |
Bedienung | ⭐⭐⭐⭐ Konsistent zum Rest von WordPress, aber nicht komplett intuitiv | ⭐⭐ Eigene Verwaltungsoberfläche mit stark verschachtelten Menüs |
Schnittstellen | ⭐⭐⭐⭐⭐ Erlaubt einfachen Datenaustausch durch standardisierte Datenspeicherung | ⭐⭐ Erschwert Datenaustausch durch unsaubere Datenspeicherung |
Zukunftssicherheit | ⭐⭐⭐⭐⭐ Gehört zum WordPress-Standard | ⭐ Ungewiss, wird möglicherweise durch Gutenberg ersetzt |
Vorlagen | ⭐ Nicht vorhanden | ⭐⭐⭐⭐⭐ Vielfältig vorhanden |
Individualität | ⭐⭐⭐⭐⭐ Hochindividuell | ⭐⭐ Verleitet zu Standard-Designs |
Wir beantworten mit Ihnen gemeinsam die wichtigen Fragen: